20.02.2013

Kündigen können (als Vorgesetzter)

Was muss, dass muss! 

Zu den unangenehmen Aufgaben von Chefinnen und Chefs gehört es, einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter kündigen zu müssen. Hat man auch noch mehrere Jahre kollegial zusammen gearbeitet, fällt es noch schwerer.  

Bei mir hat es einige Jahre gedauert, bis ich ein "sachliches Verhältnis" zur Kündigung entwickeln konnte. Zum Glück musste ich Mitarbeitern nicht oft kündigen und schon gar keine Sozialauswahl bei Massenentlassungen  verantworten. 

Sind Sie selbständig, werden Sie wahrscheinlich schneller kündigen, als wenn Sie in einem größeren Unternehmen arbeiten.

Für das Unternehmen, Kollegen, Kunden vielleicht auch für denjenigen, dem Sie kündigen müssen, ist die Kündigung i.d.R. hilfreich und unumgänglich. 


Für mich liegt die Kunst darin, den Betroffenen davon zu überzeugen, selbst zu kündigen, statt ihm oder ihr  kündigen zu müssen.        

Abends um 20:00 Uhr kündigte mein Chef und ich zusammen einem Mitarbeiter, der diese Entscheidung nachvollziehen konnte. Er wurde immer ruhiger und verließ dann weinend das Zimmer. Eigentlich war er ein netter und humorvoller Kerl, wurde aber immer unzuverlässiger und bekam nichts mehr auf die Reihe. Wir sprachen mit ihm und boten ihm Hilfe an. Seine Leistungen wurden aber immer schlechter. Dann folgten die Abmahnungen und letztlich die Kündigung. Mein Chef meinte "der tut sich heute Abend noch was an Sukrow. Haben wir richtig entschieden?" Ja wir hatten! Nach der Kündigung kam dann noch die Trennung durch sein Ehefrau. Er schlug hart auf dem Boden der Realität auf. Alles zusammen war aber hilfreich. Er ordnetet sein Leben neu und bekam selbiges wieder in den Griff. Ich traf ihn nach einigen Jahren auf einer Messe und er sagte zu mir, dass er mir heute noch dankbar sei für den Tritt in den Hintern, der ihm den Impuls und die Chance gegeben habe, sein damals verkorkstes Leben wieder neu zu ordnen.   

Wenn eine Kündigung unausweichlich ist werden Sie sicherlich einige schlaflose Nächte verbringen. Ausnahme bildet natürlich die Kündigung, die aus wichtigen Gründen kurz und schmerzlos, allerdings formal richtig, erfolgen muss. Die schnellste Kündigung dauerte genau 2 Tage (mit Abfindung). 

Hier einige Erfahrungen, die für den einen oder die andere hilfreich sein können:
(Beispiel: leistungsbedingte Kündigung) 

  • Der Stil, wie man kündigt, ist entscheidend. 
  • Kündigungen haben immer einen Wirkung auf das Umfeld (Kollegen, Unternehmen, Geschäftspartner, Kunden, ...).        
  • Trenne Mensch vom Verhalten - Den Menschen finden Sie vielleicht sympathisch, das Verhalten passt nicht zu Ihrem Verantwortungsbereich oder zur Unternehmenskultur. 
  • Lassen Sie Probleme dort wo sie hingehören und versuchen nie, die Probleme anderer an sich zu reißen und zu lösen. Jeder ist letztlich für sich selbst verantwortlich. Bieten Sie immer Hilfe an. 
  • Laden Sie zu einem persönlichen Gespräch außerhalb der Firma ein (ich habe dafür immer das Restaurant im Fernsehturm gewählt, da man für das schwierige Gespräch ein völlig umgewohntes aber beeindruckendes Umfeld hatte. Man zeigt durch die Wahl des Ortes, dass er /sie einem immer noch etwas WERT ist).
  • Sie müssen sich gut auf das Gespräch vorbereiten
  • Stimmen Sie sich vorher mit dem Betriebsrat ab. (Wohl gemerkt: Es geht um eine notwendige Kündigung, der schon einige Gespräche und vielleicht auch Abmahnungen vorausgegangen sind) 
  • Reden Sie mit dem Mitarbeiter und sagen klar und deutlich, dass Sie sich von ihm trennen werden (nicht wollen oder müssen, sondern werden).
  • Bieten Sie ihm die Chance, sich innerhalb einer festgesetzten Frist (zum Beispiel 3 oder 6 Monate) einen Job zu suchen und selbst zu kündigen, bevor Sie es tun. Dadurch helfen Sie ihm, sein Gesicht zu wahren. (Beachten Sie die Fristen im Zusammenhang mit Abmahnungen) 
  • Bleiben Sie fair!   
  • Halten Sie die Vereinbarungen handschriftlich fest.   
  • Ich habe mich auf diese Weise von 1 Mitarbeiterin und 1 Mitarbeiter getrennt. Beide haben von sich aus gekündigt und ihr Leben danach völlig umgekrempelt. Neudeutsch bezeichnet man dieses Ergebnis wohl als Win-Win-Situation. Beide haben sich übrigens später bei mir für die faire Kündigung bedankt.


  • Alle Kündigungen hatten einen positiven Effekt auf die Kollegen.    
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    Arbeitsrechtler und taffe Personalleiter bekommen jetzt wahrscheinlich Schüttelfrost. Macht ja nichts! Gute Besserung :-)   

    Falls Sie vor der Entscheidung stehen, kündigen zu müssen und Ihnen dabei nicht wohl zumute ist, empfehle ich Ihnen ein Gespräch oder ein Coaching. Wenn Sie in der Nähe von Wuppertal leben oder arbeiten, vereinbaren Sie einfach einen Termin unter 0172 208 44 76.